sagt Herr Czarski bei seiner Führung durch das kleine, exzellente Museum Keltenkeller

Seit 11 Jahren wohne ich in Biebertal, und heute (20.2.22) habe ich es endlich geschafft, den Keltenkeller im Rathaus Biebertal zu besuchen. Man glaubt Arnold Czarski aufs Wort. Was beim Durchgang allein nur für Fachleute ergiebig wäre, wird durch die Geschichten, die er zu den Fundstücken erzählt, außerordentlich lebendig.
Viele Sätze könnte ich jetzt mit der Frage „Wussten Sie…?“ anfangen.
Wussten sie, dass es vor 12000 Jahren Mammuts am Dünsberg gab? Ein Mammutzahn aus der letzten Eiszeit beweist es. Wussten Sie, dass sich die größte regionale Stätte für Kiesgrubenfunde im Launsbacher See befand? Einem aufmerksamen LKW-Fahrer fielen die seltsamen Stücke im Kies in den 70er Jahren auf. „Wehe du sagst was, dann bist du entlassen“, drohte sein Chef aus Angst vor der Sperrung der Kiesgruben durch den Denkmalschutz.


Das Kelten-Oppidum am Dünsberg ist seit etwa 2000 Jahren Geschichte. Das Museum zeigt nicht nur Funde aus dieser Zeit, sondern auch kleine Krüge aus der Jungsteinzeit vor 7000 Jahren. Andere Tonwaren stammen aus einer damals großen Töpferei in Wißmar mit eigenen Tongruben. Wichtig sind viele Funde aus der Bronzezeit *1) Unauffällig für Uneingeweihte war ein kleines Bronzefüßchen, das zu einer Pfanne gehörte. Zusammenhänge konnten erst hergestellt werden, nachdem man in England in einem Frauengrab eine Bronzepfanne gefunden hatte. Der konnte man die Herkunft aus Italien entnehmen, wo sie als Servierpfanne benutzt worden war. Unsere einheimischen Kelten nutzten sie jedoch zum Kochen, wobei die Füßchen hinderlich waren und abgemacht wurden.
Die Bronze (Legierung aus Kupfer und Zinn) *2) spielte offenbar eine große Rolle am Dünsberg. Sie wurde dort so hergestellt, dass sie wie Gold aussah. Teilweise arbeitete man dunkelrote Emaille ein. Auf jeden Fall waren dort Meister ihres Faches am Werk.


Emaille heißt auf deutsch „Glasfluss“. Auch mit Glasherstellung kannte man sich bei Keltens aus, was durch einige sehr schöne Schmuckreifen im Museum belegt wird.
Eine Vitrine mit vielen verschiedenartigen Fibeln *3) veranlasst mich zu der Frage, ob die Kelten wohl sehr modebewusst gewesen seien. Herr Czarski zitiert die Römer: „Die Kelten protzen mit allem, was sie haben.“ Es wurden sogar Amulette für Pferde gefertigt. Gefunden hat man sie nur in Mittelhessen. Amulette für die menschliche Seele wurden am Kopf getragen, wo man den Sitz der Seele glaubte. Aus diesem Grunde waren die Kelten auch Kopfjäger.
Wenn auch die meisten Funde von den Grabungen am Dünsberg stammen, so fanden auch Bauern bei der Feldarbeit öfter mal etwas und das insbesondere nach längerem Regen. Das irische Sprichwort „Am Ende des Regenbogens liegt ein Schatz vergraben“ hat also doch einen gewissen Realitätsbezug.

Zum Schluss noch eine Kleinigkeit zur Begräbniskultur der Kelten. Die Kelten wurden nach dem Tode verbrannt. Daher fand man wenige Textilreste. Die Gräber waren meistens ohne Urne oder etwas ähnlichem wie ein Sarg. Das galt auch für reiche Leute, die man an den Grabbeigaben erkennen konnte. Es gab keine Waffen als Grabbeigabe und auch keine Tieropfer. Diese Dinge wurden nur symbolisch mitgegeben, z.B. als Pferdezaumzeug – vom dem eine Menge im Museum zu sehen ist. Urnen wurden nur 5-10 cm tief und ohne Deckel in den Boden eingelassen.
Die Hinweise auf die Begräbniskultur leiten über zu einer Sonderausstellung, die ab März zu sehen sein wird. Sie findet statt im Rahmen des „Keltenjahr Hessen“ Keltenland Hessen Veranstaltung.
Der Verein „Archäologie im Gleiberger Land“ unter Vorsitz von Arnold Czarski hat derzeit um die 100 Mitglieder.
Der Jahresbeitrag beträgt nur 20,–€. Man kann aber auch eine Patenschaft zur Restaurierung eines Fundstückes erwerben.
Der Eintritt ins Museum ist kostenlos; eine Spende wird gern gesehen.
Und falls Sie ein besonderes Geschenk suchen, so können Sie hier auch eine Nachbildung aus Silber oder Bronze von keltischen Schmuckstücken kaufen. Damals wurden sie gleichermaßen von Männern wie von Frauen getragen. Sie finden auch etwas für Bücherwürmer und Hobbyköche.


Herr Czarski ist seit 1999 im Verein und immer bei Ausgrabungen dabei. Da lernt man die Fundstücke gut kennen.
Ich war am 20. Februar die erste Besucherin, aber nach mir kam noch ein Paar aus der Wetterau, ein anderes aus Pohlheim und eine einzelne Dame. Da war das Museum mit den Herren Czarski und Gaggsch fast überfüllt. Es soll ja demnächst mal neue Räume geben. Und die sind dann hoffentlich ohne Treppe zu erreichen.


Quellen: *1) Bronzezeit
*2) klexikon Bronzearten
*3) Fibel_,Schließe
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